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                                                           Die Geschichte der Künstlerkolonie Ahrenshoop


Schon 1891, noch vor der Gründung der Künstlerkolonie hatte das Dörfchen Ahrenshoop,
auf der Halbinsel Fischland-Darß zwischen
Saaler Bodden und Ostsee idyllisch und einsam gelegen, viele Maler angezogen. Diese ahnten wohl kaum, dass sie noch nach 100 Jahren Kunstgeschichte schreiben würden.
Die Liebermann-Schülerin Eva Stort, Carl Malchin und Karl Rettich arbeiteten in Ahrenshoop
und fanden in der besonderen Landschaftsstimmung ihre Inspiration.  
Aber erst Paul Müller-Kaempff gilt als eigentlicher Begründer der Ahrenshooper Künstlerkolonie: Nach einigen gemeinsam mit dem befreundeten Oskar Frenzel in dem Dörfchen verbrachten Sommern ließ dieser sich 1892 in Ahrenshoop nieder und eröffnete 1894 eine Malschule, das "Haus St. Lukas".
Ihnen folgten in den Gründerjahren weitere Künstler nach Ahrenshoop, die ebenso dem besonderen Zauber der Landschaft von Ahrenshoop und seiner Umgebung erlagen, nicht aber durch einen gemeinsamen Stil geeint wurden. Zu den Mitgliedern der Künstlerkolonie Ahrenshoop rechneten Anna Gerresheim und die in Paris geschulte Elisabeth von Eicken, deren Darstellungen herbstlicher Wälder einige Berühmtheit erlangt haben. Fritz Grebe und Hugo Richter-Lefensdorf kamen 1896 nach Ahrenshoop, ein Jahr darauf folgte Friedrich Wachenhusen, der häufig atmosphärisch dichte Winterlandschaften malte.
Auch die umgebenden Orte zogen bald zahlreiche Künstler an,
unter ihnen Carl Friedrich Koch, Hugo Jaeckel und Heinrich Schlotermann.
Zum Jahrhundertwechsel arbeiteten 16 Maler in Ahrenshoop und den umliegenden Dörfern und unterrichteten dort auch zahlreiche Schülerinnen, zumal für Frauen zu jener Zeit Privatunterricht meist noch der einzige Weg zur Kunst war.
Auch im 20. Jahrhundert war der Zuzug nach Ahrenshoop ungebrochen: Beispielsweise siedelten sich nun
der Münchner Theobald Schorn und der Porträtmaler Franz Triebsch dort an.
1909 schufen Paul Müller-Kaempff und Theobald Schorn mit dem "Kunstkaten" zudem einen Ausstellungsort, der die Anziehung von Ahrenshoop noch begünstigte.
So kamen auch zahlreiche Künstler als Gäste auf die Halbinsel, etwa Künstler des Blauen Reiter, der Brücke und der Novembergruppe wie zum Beispiel Cesar Klein, Erich Heckel, Alexej von Jawlensky und Marianne
von Werefkin. Sie brachten die Moderne an den schmalen Küstenstrich zwischen Meer und Bodden.
Allerdings ließen sie sich nicht mehr auf Dauer in Ahrenshoop nieder, sondern besuchten den Ort und die Nachbargemeinden meist in den Sommermonaten, erlebten das Wechselspiel der Natur und empfingen Anregungen, für die es in den hinterlassenen Werken zahlreiche Belege gibt.
Die mobiler gewordene Gesellschaft des 20. Jahrhunderts führte dazu,
dass aus der Künstlerkolonie ein offener Künstlerort
– ein Ort der Begegnung –
wurde, in dem sich in heutiger Bewertung die Kunstgeschichte des 20.Jahrhunderts
in einzigartiger Weise spiegelt.
Der Erste Weltkrieg markiert das Ende der ersten Künstlerkolonie Ahrenshoop,
doch auch nach 1918 kamen wieder Maler, nun vor allem für die Sommermonate.
Die entlegene, großstadtferne Küstenregion war dann in den Jahren des Dritten Reiches von 1933-1945 und danach in den DDR-Jahren bis 1990 ein Refugium, in das sich  Intellektuelle und Künstler zurückzogen, um jenseits doktrinärer Beeinflussung arbeiten zu können.
Zu dieser jüngeren Generation, die jedoch nicht mehr in einer Kolonie vereint wirkte,
zählten unter anderen Hedwig Woermann, Theodor Schultze-Jasmer, Alfred Partikel und
Gerhard Marcks, der nach seiner Entlassung als Professor an der Kunsthochschule
Burg Giebichenstein von 1933 bis 1946 in Nienhagen lebte.
Max Schwimmer suchte infolge der Formalismusdebatte in der DDR und der Aufgabe seines Lehramtes, 1951 die Nähe zum befreundeten Theodor Schultze-Jasmer in Prerow. In den 1960er Jahren finden wir bei Edmund Kesting und bis in die 1980er Jahre bei Hans Kinder die Einflüsse des Bauhauses und experimenteller, informeller Malerei, die sich mit Ahrenshoop-Impressionen verbinden. Dies war natürlich völlig asynchron, ja dissonant zu den kulturpolitischen Vorgaben der DDR. Beide Künstler arbeiteten in Atelierhäusern, die sie sich auf dem Hohen Ufer in Ahrenshoop eingerichtet hatten.
Ob nun offene Ateliers, Galerien und Ausstellungshäuser,
Zeitgenössische Kunst findet sich heute an vielen Punkten in
Ahrenshoop und macht einen Besuch des Ostseebades Ahrenshoop
zu jeder Jahreszeit für den Kunstfreund lohnenswert.
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